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Geras Ex-Oberbürgermeister Ralf Rauch wird heute 60
Die Buga ist sein größtes bleibendes Verdienst.
(12.05.2010 / OTZ Gera / Uwe Müller)

Gera. Kein anderer Kommunalpolitiker hat Gera nach der Wende stärker geprägt als Ralf Rauch. Vier Jahre als Bürgermeister und Baudezernent, danach zwölf Jahre als Oberbürgermeister trug er bis 2006 Verantwortung für die Stadt. Seit Januar 2008 ist er, geboren im Sternzeichen Stier, Geschäftsführer der Thüringer Fernwasserversorgung. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag.

Rauch ist der Vater der blühenden Landschaften im Geraer Hofwiesenpark. Mit der Greizer Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) holte er die Bundesgartenschau für 2007 nach Gera und Ronneburg, konnte die Früchte der 1997 gelegten Saat nicht mehr als Oberbürgermeister ernten.

Geras Alt-Oberbürgermeister Ralf Rauch betrachtet sein Porträt für die Ahnengalerie im Rathaussaal, gemalt von Alexandra Müller-Jontschewa. Der Ex-Kommunalpolitiker wird heute 60 Jahre alt. (Foto: OTZ/Uwe Müller) Befragt, ob er geglaubt habe, jemals in der Politik zu landen, antwortete Rauch: "Überhaupt nicht. Bis zur Wende habe ich mich regelrecht dagegen gewehrt. 1988 wurde ich aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit im Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat nahezu täglich bedrängt, in die SED einzutreten. Dieser Druck hat sich mit der Wende geöffnet. Ich wäre sonst nie aus meinem Beruf herausgegangen." In der Wendezeit trat Rauch der SPD bei, wurde Bürgermeister und Baudezernent. Doch er ist kein Parteisoldat, lag bald zu seinen Genossen quer. "Ich hatte in der SPD politische Freunde gesucht. In Gera konnte ich in der SPD aber keine Zukunft mehr sehen", blickt er zurück auf die Zeit, als es 1993 zum Schnitt mit der Partei kam. Mit Rauch trat ein ganzer Flügel aus der SPD aus, ein Bruch, den der Kreisverband bis zum heutigen Tag nicht vollkommen überwinden konnte. Für die SPD 1993 eine vertane Chance, hätte sie doch gute Aussichten gehabt, mit Rauch den ersten SPD-Oberbürgermeister in Thüringen zu stellen, nachdem der Amtsinhaber wegen Stasi-Verstrickungen zurückgetreten war.

Ein halbes Jahr später schaffte Rauch den Sprung auf den Chefsessel im Geraer Rathaus aus eigener Kraft, als erster von der Bürgerschaft frei und direkt gewählter OB. Als Parteiloser hatte Rauch keine Hausmacht im Stadtrat und doch gelang es ihm, mit der Bundesgartenschau und mit Urban II, dem europäischen Stadtentwicklungsprogramm, das bisher größte Investitionspaket in der Stadtgeschichte zu schnüren.

Mochte Rauch den Ausbau der Infrastruktur in der Stadt erfolgreich vorantreiben, so blieb die wirtschaftliche Entwicklung hinter den Erwartungen vieler Bürger zurück. Der Strukturwandel in der Region nach der Einstellung des Uranerzbergbaus der Wismut, der Schließung des Zeiss-Rüstungsbetriebes und der Rückzug vieler Kombinate aus Gera hin zu ihren Stammsitzen, etwa in Chemnitz und Jena, war nicht wettzumachen. Die Idee, Gera zur Einkaufsstadt zu machen, schuf zwar neue Einkaufszentren in der Innenstadt und vermied Expansionen auf der grünen Wiese, ließ aber trotzdem die alte Einkaufsmeile veröden.

Vor vier Jahren beerbte Dr. Norbert Vornehm (SPD), unterstützt von PDS, Sozialdemokraten und Grünen, Ralf Rauch an der Spitze der Stadt. In seiner Abschiedsrede vor dem Stadtrat hatte Rauch angekündigt, nicht als überkritischer, wohl aber als normal kritischer Bürger die städtische Entwicklung zu verfolgen. Womit er tiefgestapelt hat. Als Präsident der Lebenshilfe ist er weiterhin aktiv. Und statt Geburtstagsgeschenken wünscht er sich heute Spenden für die Lebenshilfe.   (OTZ Gera / Uwe Müller)


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12.05.2010 - www.otz.de