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Auf dem Weg zur Tour der Hoffnung
(01.08.2007 / OTZ Gera / Katrin Wiesner)

Olaf Ludwig strampelt jetzt fürs Benefiz - Radsport-Nachwuchs ohne Idole.

Olaf Ludwig ist Profi. Für die Aufnahmen vor dem Simsonbrunnen hat er zwei Hemden und Jacken mitgebracht. Einmal hell, einmal dunkel. Geschossen werden die Fotos für die neuen Autogrammkarten, die beim Seerand-Benefiz unter die Leute gebracht werden sollen (25.08.2007, 11:00-16:00 Uhr, Meusebach, Nähe Hermsdorfer Kreuz/Stadtroa, siehe www.seerand-tour.de). Ludwig ist noch immer gefragt, als Radsportidol und Zugpferd für Benefizrennen, auch wenn ihn die ganz Jungen längst nicht mehr kennen. Außerdem hat der im Zuge des " Ullrich-Schocks" 2006 entlassene T-Mobile-Teamchef jetzt Zeit. So hat er sich zu Hause bei Aachen auch die Tour de France angesehen, die im Dopingskandal steckenblieb. "Traurig ist das", sagt er. Zu den Dopingvorwürfen, die ihn selbst betreffen, hat er nie Stellung genommen. So hält er es bis heute. Für welchen Sport steht Ludwig eigentlich? "Für einen sauberen", sagt der 47-Jährige. "Das heißt doch aber nicht, dass ich dafür garantieren kann." Radsport, weiß Geras Ehrenbürger, sei nach wie vor eine der schwersten Sportarten, und eine der schönsten.

Ob er oft auf das Thema Doping angesprochen werde? Eher weniger. Allerdings ist es auch schwer, mit ihm darüber zu reden. "Ich habe meine ganz eigene Meinung", sagt Ludwig und verrät sie nicht. Nur so viel: "Doping ist nicht allein ein Problem des Radsports", und "die ganze Gesellschaft ist doch nicht clean".

Nur wenige Kilometer weiter, auf der Geraer Radrennbahn, schwingen sich Lukas Hoffmann (15), Marvin Hinrichs (15) und Thomas Reichardt (14) in den Sattel, sie trainieren beim erfolgreichen Geraer SSV. Es ist schon vorgekommen, dass ihnen hinterher gerufen wurde: "Heute schon gedopt?". "Das ignorieren wir einfach", sagt Marvin Hinrichs. Doch ob sie wollen oder nicht, das Thema holt sie immer wieder ein. Auch wenn sie auf der Bahn kaum darüber reden, eher schon in der Familie, beim Tour-de-France-Schauen. Das tat er mit gespaltenen Gefühlen, sagt Marvin Hinrichs. Die Idole sind abhanden gekommen. "Es ist schlecht, dass der Sport leidet," denkt Lukas Hoffmann. "Aber letztlich", er zuckt mit den Schultern, "ist das eben alles Geschäft". Und mancher überlegt, wie er sich selbst angesichts des Leistungsdrucks verhalten würde. Doch noch sind sie weit entfernt von einer möglichen Profikarriere. Der Nachwuchs schildert den Radsport als Passion, "es ist das härteste Training, aber das motiviert auch und dann wird es Leidenschaft." 90 Kilometer liegen heute vor ihnen.

25 Jahre war Ludwig aktiver Radsportler, zehn Jahre lang hat er verschiedene Funktionen begleitet. "Es tut weh, wie der Radsport heute da steht", sagt Ludwig und es klingt fast so, als wäre er nur distanzierter Beobachter gewesen. Der ehemalige Profi denkt, dass der Sport eine Zukunft hat. Auch wenn es ein langer beschwerlicher Weg sein werde, "bis Eltern vorurteilslos ihre Kinder wieder zum Radsport schicken." Ludwig schaut nicht einfach auf irgendein Radrennen, er schaut auf sein Leben.

Für Benefizveranstaltungen ist der Geraer vorerst weiter gefragt. Die nächste Route heißt: Tour der Hoffnung.


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02.08.2007 - www.otz.de